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Mehr InformationenAvailability Heuristic
Availability Heuristic: Verzerrte Wahrscheinlichkeiten durch kognitive Verfügbarkeit
Das Konzept der Availability Heuristic wurde 1973 von Amos Tversky und Daniel Kahneman eingeführt. Es beschreibt eine kognitive Strategie, bei der Menschen die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses danach einschätzen, wie leicht ihnen konkrete Beispiele dafür in den Sinn kommen, insbesondere in Situationen, in denen Urteile unter Unsicherheit gefällt werden (Tversky & Kahneman, 1973). Diese mentale Abkürzung ist effizient, führt jedoch systematisch zu Verzerrungen.
Verfügbarkeit im Gedächtnis entsteht dabei nicht gleichmäßig. Ereignisse, die emotional aufgeladen, medial verstärkt oder zeitlich nah erlebt wurden, sind kognitiv präsenter. Diese Präsenz wird fälschlicherweise mit Häufigkeit oder Relevanz gleichgesetzt. Die Folge ist eine Überschätzung auffälliger oder kürzlich erinnerter Ereignisse und eine gleichzeitige Unterschätzung leiser, aber konstanter Entwicklungen.
In der Führungsarbeit kann diese Verzerrung erhebliche Auswirkungen haben. Ein Beispiel: Ein Teamleiter bereitet ein Jahresgespräch vor. Obwohl ein Mitarbeitender über viele Monate hinweg zuverlässig und qualitätsbewusst gearbeitet hat, prägen zwei kürzlich aufgetretene Probleme mit Kundenanfragen das aktuelle Bild. Die hohe Verfügbarkeit dieser Vorfälle im Gedächtnis des Teamleiters verschiebt unbewusst den Bewertungsmaßstab. Das Feedback fällt kritischer aus, als es den Gesamtleistungen entspricht.
Wer diese Heuristik erkennt, kann Gegenmaßnahmen ergreifen. Strukturierte Dokumentationen von Leistungen, regelmäßige Zwischengespräche oder das Einholen von Fremdperspektiven durch Peer-Feedbacks ermöglichen es, subjektiv Verfügbares durch systematisch Repräsentatives zu ergänzen. Damit wird die Entscheidung nicht nur fairer, sondern auch professioneller fundiert.
Quelle:
Tversky, A., & Kahneman, D. (1973). Availability: A heuristic for judging frequency and probability. Cognitive Psychology, 5(2), 207–232.