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Mehr InformationenReframing
Reframing: Den Deutungsrahmen als Handlungsspielraum erkennen
Begründet wurde das Konzept des Reframings von Paul Watzlawick, John H. Weakland und Richard Fisch im Rahmen ihrer Arbeit am Mental Research Institute in Palo Alto in den 1970er-Jahren. Sie entwickelten es im Kontext der sogenannten Kurzzeittherapie als strategisches Instrument zur Veränderung problematischer Handlungsmuster (Watzlawick, Weakland & Fisch, 1974).
Im Kern beschreibt Reframing die gezielte Veränderung der Perspektive auf eine Situation, ohne die faktische Ausgangslage zu modifizieren. Es geht also nicht darum, ein Verhalten zu unterbinden oder eine Situation zu eliminieren, sondern deren Bedeutung innerhalb eines neuen interpretativen Rahmens neu zu verorten. Die leitende Annahme dabei lautet: Nicht die Situation selbst ist problematisch, sondern die Zuschreibung, die ihr gegeben wird.
Für Führungskräfte eröffnet dieser Ansatz eine praxisnahe Möglichkeit, in festgefahrenen oder konflikthaften Konstellationen neue Handlungsspielräume zu erschließen. Ein Beispiel: Wenn ein Teammitglied wiederholt Kritik äußert, Detailfragen stellt oder Prozesse infrage stellt, wird dieses Verhalten häufig als Widerstand oder Störung wahrgenommen. In einem reframenden Zugriff ließe sich die gleiche Verhaltensweise jedoch als Indikator für hohe Qualitätsstandards oder ein feines Gespür für Unstimmigkeiten interpretieren, möglicherweise als ein Frühwarnsystem innerhalb des Teams.
Solche Deutungsverschiebungen sind nicht bloß rhetorische Umdeutungen, sondern können Interaktionen substantiell verändern. Wo zuvor Abwehr und Kontrolle dominieren, kann im neuen Rahmen gezielte Einbindung entstehen, etwa durch die bewusste Integration der kritischen Perspektive in Prozesse der kontinuierlichen Verbesserung.
Quelle
Watzlawick, P., Weakland, J. H., & Fisch, R. (1974). Change: Principles of problem formation and problem resolution. New York: Norton.