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Mehr InformationenSelf-Determination Theory (SDT)
Motivation von innen heraus: Die Self-Determination Theory als Führungsperspektive
Die Self-Determination Theory (SDT), entwickelt von Edward L. Deci und Richard M. Ryan (1985), gehört zu den einflussreichsten Theorien der modernen Motivationspsychologie. Sie unterscheidet nicht nur zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation, sondern analysiert systematisch die Bedingungen, unter denen Menschen ihr Verhalten als selbstbestimmt, sinnvoll und nachhaltig erleben. Ursprünglich im psychologischen Forschungskontext verankert, hat sich die Theorie zunehmend als praxisrelevant für Bildung, Gesundheitsverhalten und insbesondere für den organisationalen Kontext erwiesen.
Zentraler Ausgangspunkt der Theorie ist die Annahme, dass Menschen dann besonders engagiert, kreativ und resilient handeln, wenn drei psychologische Grundbedürfnisse erfüllt sind: Autonomie, Kompetenz und soziale Eingebundenheit. Diese Bedürfnisse sind nicht fakultativ, sondern konstitutiv für menschliche Motivation. Wird eines davon dauerhaft unterdrückt oder übergangen, sinkt nicht nur die Motivation, sondern auch das psychische Wohlbefinden.
Autonomie beschreibt das subjektive Erleben von Selbstbestimmung. Es geht dabei nicht um völlige Unabhängigkeit, sondern um die Erfahrung, eigene Entscheidungen treffen zu können und das eigene Handeln als kohärent mit den eigenen Werten und Zielen zu erleben. Kompetenz bezieht sich auf das Gefühl von Wirksamkeit, also die Überzeugung, Herausforderungen erfolgreich bewältigen zu können und sich weiterzuentwickeln. Soziale Eingebundenheit meint das Erleben von Verbundenheit, Zugehörigkeit und gegenseitiger Anerkennung innerhalb eines sozialen Gefüges.
Die SDT macht deutlich, dass extrinsische Anreize wie Boni, Kontrolle oder Sanktionen zwar kurzfristig zu Verhalten führen können, jedoch langfristig die Qualität der Motivation untergraben, wenn sie im Widerspruch zu diesen drei Grundbedürfnissen stehen. Motivation, die auf echter Selbstbestimmung basiert, zeigt sich nicht nur in höherer Ausdauer und Kreativität, sondern auch in größerer psychischer Stabilität.
Ein Anwendungsbeispiel aus der Führungspraxis:
Ein Unternehmen führt hybride Arbeitsstrukturen ein. Die Führungskräfte stehen vor der Frage, wie Leistung und Engagement unter Bedingungen räumlicher Distanz sichergestellt werden können. Die SDT bietet hier eine orientierende Perspektive. Nicht Kontrolle oder Präsenzpflicht sichern Motivation, sondern die bewusste Gestaltung psychologischer Rahmenbedingungen.
Eine Führungskraft, die Mitarbeitenden gezielt Gestaltungsspielräume eröffnet (Autonomie), individuelle Entwicklung durch Feedback und Lerngelegenheiten fördert (Kompetenz) und soziale Nähe auch jenseits physischer Präsenz ermöglicht (Eingebundenheit), schafft Bedingungen für nachhaltige, intrinsisch getragene Motivation. In einem solchen Umfeld wird Leistung nicht erzwungen, sondern aus Überzeugung erbracht, getragen von Sinn, Verbindung und Wirksamkeitserleben.
Quelle
Deci, E. L., & Ryan, R. M. (1985). Intrinsic motivation and self-determination in human behavior. New York: Plenum.